Corinna Heumanns Werk markiert innerhalb der Kunstgeschichte keine singuläre Erscheinung. Es ist vielmehr im Zusammenhang zu sehen mit einer Reihe künstlerischer Ansätze, die sich in den letzten 30 Jahren mit dem Verhältnis von Werk und Kontext, von Original und Replik, von Werkinterpretation und Rezeption beschäftigt haben. Die Forderung nach dem Neuen und Originären hat die Kunstgeschichte unseres Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre hinein geprägt. Jede Nachahmung wurde bis dahin rigoros abgelehnt, jedwede künstlerische Äußerung sollte innovativ, schöpferisch, eben absolut neu sein. Erst in den letzten 30 Jahren geriet dieses Postulat ins Wanken. Der Innovationsbegriff verlor seine universelle Gültigkeit. Verschiedene jüngere Künstler begannen nun, gerade die oben genannten Vorstellungen selbst und den Anspruch des „Immer-Neuen“ in Ihren Kunstwerken zu thematisieren ….
Entscheidend ist, dass das, was bei Corinna Heumann so respektlos und bunt und witzig daher kommt, nicht ohne ein äußerst fundiertes kunstgeschichtliches Wissen möglich ist. Und vor diesem Hintergrund sind auch ihre Arbeiten nicht nur amüsante Spielereien, sondern intelligente Rekompositionen und Reinterpretationen. Sie sind ironisch und ernsthaft zugleich und sie stehen für die Selbstbehauptung einer jungen Künstlerin angesichts der Übermacht der schon gemalten Bilder.
Dr. Maria Linsmann, Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen
The work of Corinna Heumann does not appear as a singular manifestation within the history of art. Much rather, it should be seen in connection with a number of artistic attempts during the past 30 years to deal with the relationship between work and context, original and copy, interpretation and reception. The history of art stamped upon our century — until the 60s — the demand for the new and the original. Until that time, all forms of imitation would be rigorously rejected; all artistic expressions were to be innovative, creative, just absolutely new. Only in the last 30 years has this requirement gradually weakened. The idea of innovation lost its universal validity. A variety of young artists now made the conceptions mentioned above and the requirement of “newness” the subject of their art ….
Crucially, what is irreverent and colorful and witty in Corinna Heumann would not be possible without extremely well-grounded art-historical knowledge. From this background, her works are not merely amusing contrivances, but rather intelligent recompositions and reinterpretations. They are simultaneously ironic and serious, and they represent the self-assertion of a young artist facing the precedence of paintings already painted.
Dr. Maria Linsmann, Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen
Translation: Hans-Peter Guttmann
Corinna Heumann’s painting „Lichtenstein Meets Richter“ (1999) should bring a smile to most visitors, but I can't help seeing the use of the squeegeed abstraction of Gerhard Richter as a stumbling block for Roy Lichtenstein’s Dagwood as payback for the day when Pop Art first nudged Abstract Expressionism.
D. Dominick Lombardi, The New York Times
Gerade in der amerikanischsten aller US-Städte fällt ihr immer wieder ihre europäische Herkunft auf. Sicher, vieles in Deutschland unterscheidet sich erstaunlich wenig von den Staaten. Andrerseits aber ist auch das europäische Erbe in den USA nicht zu übersehen. Dieser kulturelle Austausch fasziniert Corinna Heumann. Lange Zeit hat sie deshalb in großzügig-konstruktiver Manier gemalt: Ineinander verwobene Stränge, die quer die Bildfläche durchstoßen und Schatten werfen. Darauf folgten Collage-ähnliche Grafiken, Vexierbilder um die Themen Spiegelbild und Doppeldeutigkeit, gespaltene Harmonien und geteilte Wahrheiten.
Rita Maertens, Bonner Rundschau
Alles wirkt lustig, reklamehaft-bunt und – bei vordergründiger Betrachtung – schlicht. Und das ist wichtig, weil die vermeintliche Unkompliziertheit dann nicht so sehr den Blick für das „andere“ verstellt, dass es zu ergründen gilt.
Alexa Rademacher, Kölner RundschauAuf dem Petersberg gaben sich Kunst und Technik die Hand. In der Zweiten Ausstellung zur „Förderung junger Künstler aus der Bundesrepublik Deutschland“ stellt Corinna Heumann ihre Werke vor. Gemälde in Acryl und Öl auf Leinwand, Übermalungen alter Originaldrucke aus dem Jahre 1808 und eine Druckgrafik begeisterten die Gäste der „reellen“ Ausstellungseröffnung. Als absolutes Novum wird diese Ausstellung jedoch gleichzeitig und weltweit on-line über Internet, dem größten Datennetz der Welt präsentiert.
Barbara Sauerländer, General-Anzeiger (1995)L'œuvre de Corinna Heumann ne doit pas être regardé comme un phénomène isolé dans l'histoire de l'art mais plutôt dans un contexte bien précis. Il se range dans une des approches artistiques des trente dernières années qui se sont occupées de la relation entre l'œuvre et son contexte, entre l'original et la réplique, et entre l'interprétation d'une œuvre et sa réception. Jusque dans les années soixante, l'histoire de l'art du vingtième siècle a été marquée par l'exigence de quelque chose de nouveau et d'originel. Jusque là, on refusait rigoureusement toute imitation; toute sorte d'expression artistique se devait d'être innovative, créative, bref, absolument nouvelle. Ce n'est que dans les trente dernières années que ce postulat commençait à être ébranlé. La notion d'innovation perdait sa validité universelle.